Deutsches
Transkript des Interviews
mit Michael Salla (www.exopolitics.org)
(Text
geglättet)
Es
handelt sich hier um den dritten Teil eines fünfteiligen Interviews
mit Randy Cramer, der seine Rekrutierung in eine Spezialabteilung des
US Marine Corps enthüllt, die für die Ausbildung der
Verteidigungsstreitkräfte der fünf bestehenden Marskolonien
verantwortlich zeichnet.
Michael
Salla: Wir sind zurück mit Captain Kaye [Randy Cramer]. Er wird uns
heute über die letzten drei Jahre seiner (20-jährigen) Dienstzeit
als Mitglied der Earth Defense Force erzählen. Er hat uns bis zu den
Ereignissen mitgenommen, da es zu jener vernichtenden Schlacht kam,
die Forward Station Zebra verheerte. Das geschah nach 17 Dienstjahren
im Rang eines Sergeant Major. Und er hat uns [schon] etwas über
seine Rekrutierung in die „Space Force“ oder die Luftstreitkräfte
der Earth Defense Force (EDF) berichtet. Könntest Du dort
anschließen, wo wir das letzte Mal endeten?
Randy
Cramer: Nun, es war eine gleichermaßen glückliche und
zweckdienliche Fügung. Ich war nämlich innerlich ganz schön
zerstört, nachdem ich fast alle verloren hatte, mit denen ich diese
letzten Jahre verbrachte, in einigen Fällen zehn Jahre und mehr. Das
war niederschmetternd. Die Vorstellung, dass ich nicht mehr an diesen
Ort zurückkehren müsste, die Vorstellung, dass ich zu etwas
anderem wechseln könnte, das ich wirklich tun wollte, war sicherlich
der Köder, den ich bereitwillig annahm. Ich war glücklich darüber,
denn es erlaubte mir in vielerlei Hinsicht, diese Erfahrung und
dieses Trauma mental und emotional einzukapseln, indem ich an einem
komplett anderen Ort sein und die Dinge auf völlig andere Weise tun
würde. Ich würde einen anderen Job haben.
Ich
ging also zur Flugschule, um dort ein Offizier zu werden. Ein
Offizier in der Luft ist etwas ganz anderes, als ein Soldat am Boden.
Diese unterschiedliche Erfahrung erlaubte meinem Hirn eine
physiologische Abspaltung vorzunehmen. Andernfalls wäre es wohl eine
sehr harte Sache gewesen, meine vorherige Tätigkeit wieder
aufzunehmen...
Andererseits
war es eine glückliche Fügung, da ich seit meiner Kindheit fliegen
wollte. Der Gedanke daran, ein Pilot zu sein, stand ganz oben auf
meinem Wunschzettel. Ich hatte also sehr großes Verlangen danach,
diese Gelegenheit wahrzunehmen. Praktisch ohne Verzögerungen und
ohne große Umstände wurde ich ausgeflogen in eine andere
medizinische Einrichtung, um sicher zu gehen, dass ich mich auch
erholt hatte. Es gab dort eine eine Menge High-Tech-Therapien. Man
saß etwa in einem Stuhl, war an Elektroden angeschlossen und irgend
etwas wurde direkt in Dein Gesicht geblitzt. Das war
High-Tech-“Zeug“, das entweder dazu diente, emotionale Reaktionen
zu unterdrücken, welche von diesem Trauma herrührten. Oder,
zumindest in einigen Fällen, war es der Versuch, sie [die
emotionalen Reaktionen] aufzulösen. Ich war mir vielleicht nicht
mental über die medizinischen bzw. biologischen Prozeduren bewusst,
erfuhr aber offensichtlich eine physiologische Veränderung, deren
Ergebnisse ich schließlich daran bemerkte, dass ich mich besser
fühlte und nicht mehr dieses vernichtende Gefühl auf meiner Brust
lastete. Meine Reaktion auf die Tatsache, alle [Kameraden] auf einmal
verloren zu haben. Als dieses Gefühl verschwand, war es mir möglich,
den Übergang zu schaffen. Nach ein paar Wochen im Krankenhaus ging
es weiter an einen anderen Ort, um die Flugschule zu absolvieren und
die Officer Candiate School (OCS) zu besuchen. Das Training dauerte
sechs Monate. Dieses Training war mitunter weniger hart und intensiv
als das Training, das ich davor hatte. In manchen Fällen war es
vergleichsweise ein Spaziergang. Die meisten Leute, die zur
Flugschule kamen, wurden dort in einem Alter zugelassen, viel jünger
als ich es war. Sie begannen ihre militärischen Karrieren hier als
junge Piloten. Ich [hingegen] war jemand, der in die Flugschule kam
und fast am Ende seiner militärischen Laufbahn stand. Die meisten
von denen waren also ein ganzes Stück jünger und sehr frisch. Für
sie war es ein schwieriger und harter Schulungsprozess. Ich konnte
dazu manchmal nur sagen: 'Entschuldigt, Leute. Ihr wisst doch gar
nicht, was es heißt, eine Durststrecke zu haben, was es heißt,
überanstrengt zu sein. Weckt mich, wenn der schwierige Teil kommt.'
Was das mentale und körperliche Training angeht, war das also nicht
allzu schwer, weil ja das vorherige Training, das ich durchlaufen
musste, viel viel heftiger und härter war. Das lag einfach an den
verschiedenen Bedingungen, mit denen man am Boden zu tun hatte, eine
Situation, die direkt auf die Person einwirkt und Dir ins Gesicht
schlägt, mit allen [denkbaren] Strapazen. Eine Situation, in der es
darauf ankommt, wie Du mit Deiner Angst umgehst, mit ihren
verschiedenen Intensitätsgraden. Selbst wenn man einer Sache sehr
nahe kommt, vermittelt ein Cockpit ein ganz anderes
Behaglichkeitsgefühl. Obschon nicht wirklich dieser große Abstand
zum Tod besteht, hat man dennoch das Gefühl und die Illusion, als ob
dieser Abstand vorhanden wäre. Man ist eingenommen von diesem
umschließenden Ei, dieser schützenden Hülle, die dir schon
irgendwie Schutz bieten wird vor allem, was Dich umgibt. Die schieren
Gesetze der Physik jedoch sagen dir, dass diese Hülle kaum eine
Sicherheit bietet gemessen an dem, was da draußen im Weltall
existiert, was dich [da draußen] treffen und dir schaden kann. Ganz
zu schweigen von den Dingen, die es darauf abgesehen haben, Dir
Schaden zuzufügen. [Ich rede hier nur von] all den Dingen, die
zufällig vorbeikommen und Dich verletzen können.
[Das
Cockpit] vermittelt Deinem Geist also diesen Gefühlszustand, dass
man darin geschützt wäre, weil man sich eben in dieser Eierschale
befindet. Keine Ahnung, wie ich das beschreiben soll...
Das
Training beinhaltete [wie jede andere dieser grundlegenden
Ausbildungen, die man auch andernorts erwarten kann] einen gewissen
Anteil an Einweisungen, Klassenunterricht, Marschieren,
Simulatorenzeit und schließlich das Training in echten Fluggeräten.
Die meiste Zeit über flogen wir mit drei Typen von Kampfflugzeugen
und zwei oder drei Typen der Bomberklasse. Ich lernte nie, eines der
sehr großen Schiffe zu fliegen, beispielsweise jenes, das uns vom
Mond zum Mars brachte. Dies war Teil eines anderen
Pilotenschulungsprogramms. Die Piloten, welche diese Schiffe flogen,
waren kein Teil unserer Flugschule. Wir flogen also die kleineren
Kampfschiffe und zwei, manchmal auch einen dritten Typ von Bomber.
Nach
sechs Monaten machte ich meinen Abschluss, durchlief eine Zeremonie
und bekam meine Metallbarren an die Bandschnalle. Das fühlte sich
wirklich gut an. Ein Gefühl, etwas vollbracht zu haben. Ich hatte
etwas bekommen, das ich schon immer tun wollte und war stolz darauf.
Ich wurde dann auf [das Schiff] Nautilus gebracht. Dort gab es ein
Geschwader von Kampfflugzeugen mit der Bezeichnung „Blau und Gold
2-13“ [„two thirteen“). Wenn ich an die Bezeichnungen 'blau'
und 'gold' denke, verbinde ich damit Bezeichnungen der Air Force...
Das ist ein Hinweis darauf, dass dieses Programm von oder im Rahmen
der Air Force entstanden sein könnte. Das ist [freilich] geraten und
basiert nur auf dieser Bezeichnung 'blau' und 'gold'.
Es
gab zu dieser Zeit vier Geschwader auf der Nautilus, die sich
abwechselten. Unsere „2-13“ [„two thirteen“] war also nicht
immer im Einsatz und rotierte mit ein paar anderen. Da gab es eine
Menge Patrouillenflüge, bei dem die Schiffe die Nautilus verließen,
um einen bestimmten Perimeter um das Schiff herum zu kontrollieren
oder ein Koordinatennetz abzudecken. Die Patrouillen machten wir, um
nach anomalen Aktivitäten zu suchen und zu scannen, die sich bei
Annäherung als feindlich heraus stellen könnten. Gewöhnlich war
das Vorgehen von zweierlei Art: entweder man machte sich aus dem
Staub oder ließ sich darauf ein, abhängig davon, um wen es sich
handelte. Gewöhnlich wollte man also wissen, bevor man [blind] in
eine Sache hinein rannte, ob es sich um Freund oder Feind handelte.
Ein Verbündeter wollte vielleicht nur kommunizieren oder auch nur
herumhängen und gar nichts tun. Für einen Feind gab es nur eine von
zwei möglichen Reaktionen: entweder er wollte dich angreifen oder
sehr schnell von dir weglaufen. Alles, was vor dir wegläuft oder
dich beschießt, das ist dein Job: herauszufinden, wer das ist und
wie man darauf reagiert.
Zu
den Schiffen: es wäre zum jetzigen Zeitpunkt nicht angemessen oder
zu meinem Vorteil, zu sehr auf die technische Beschreibung dieser
Schiffe einzugehen. Nicht, weil mir das nicht erlaubt wäre. Das sind
[jedoch] wertvolle und geschützte Informationen. Ich weiß, dass
gewisse Leute an dieser Technologie interessiert sind und ihren Wert
in Dollars begreifen. Ich werde zu diesem Zeitpunkt also keine
technischen Informationen preisgeben, da dies nicht meinen Interessen
diente, die über den persönlichen Wert hinaus gehen, welchen jene
[technischen Informationen] für mich selbst haben. Ich will in
diesem Zusammenhang nicht so sehr als ein Opportunist verstanden
sein. Aber die waren nicht nett zu mir, was meine
Versorgungsleistungen angeht, mit denen man mich zurück ließ. Es
ist ein sozioökonomischer Kampf für mich.
Ich
wäre glücklich darüber, jede technische Information, die ich habe,
jemanden zur Verfügung zu stellen, der sie in einem zivilen Kontext
nutzen und anwenden will. Dies zu diskutieren könnte von Wert sein.
Ich habe [nämlich] in genügend Handbücher und unter die
„Motorhaube“ gesehen, um einige Details ausarbeiten zu können,
ohne ein Ingenieur und Wissenschaftler für diese Maschinen zu sein,
die uns zu sehr schnellen Fortschritten verhelfen könnten, was die
Luft- und Raumfahrt anbelangt.
Michael
Salla: Ich habe zwei Fragen dazu, um die Dinge zu verdeutlichen. Du
hast Dein Training absolviert, um einem Geschwader der Earth Defense
Forces (EDF) beizutreten. Wo fand dieses Training statt. Auf der
Erde?
Randy
Cramer: Wir waren dabei wieder zurück im Lunar Operations Command
[Mond-Einsatzführungskommando] und etwa nach der Hälfte der Zeit
wurden wir verlegt in ein auswärts gelegenes Trainingszentrum auf
[dem Saturnmond] Titan. Die zweite Hälfte des Trainings spielte sich
also vom Titan ausgehend weiter draußen im Sonnensystem ab. Wir
begannen also auf dem Mond und Umgebung, und zogen dann um auf Titan,
um weiter nach draußen zu kommen.
Michael
Salla: Auf dem Titan also, dem größten Mond des Saturn, ist eine
Basis der Earth Defense Force...
Randy
Cramer: Eine zumindest. Ich gehe davon aus, dass da mehrere sind,
dass es sogar ein ganzes Netzwerk von ihnen gibt.
Michael
Salla: Du hast die Nautilus erwähnt. Ist sie eine Art
Flugzeugträger, von dem aus diese drei Schiffstypen [Jagdflieger und
Bomber] starteten?
Randy
Cramer: Korrekt. Der offizielle Name war EDF SS Nautilus [Earth
Defense Force Star Ship Nautilus]. Man würde dieses Schiff wohl eher
als zigarrenförmig (im Gegensatz zu Scheibenformen u.a.)
beschreiben. Da war also die Front, ein langer Mittelteil und das
Heck. Im Heck befanden sich die Maschinen und der Antrieb, der meines
Wissens eine interessante Mischung aus verschiedenen „Dingen“
war. Da ich kein Ingenieur war und dies auch nicht meine Abteilung
war bzw. ich keine Sicherheitsfreigabe für diesen Bereich hatte,
kann ich nicht viel mehr darüber erzählen. Nach meinem Verständnis
handelte es sich um eine komplexe Antriebstechnologie, die mit
Kernenergie, Fusionsenergie und anderen, neueren Energieformen
verbunden war. Neuere Antriebssysteme wie elektro-gravitative
Antriebe [„Electro-gravitic Propulsion Drive“] oder
Raumzeit-Antriebe neben eher traditionellen Schubantriebsystemen. Es
war also dafür konzipiert, unter einer Menge von Einsatzbedingungen
zu funktionieren. Ich denke, man hatte diese Backup-Systeme für den
Fall, dass irgendetwas schief ging. Für die Ingenieure und
Offiziere, die dieses Schiff steuerten, gibt es also eine Menge
möglicher Handlungsoptionen, falls man auf eine jener
Schwierigkeiten stoßen würde, die es im Weltall gibt. Es ist doch
klar: wenn Du weit genug von allen anderen entfernt bist, kann die
angeforderte Hilfe womöglich nicht mehr rechtzeitig eintreffen. Man
ist also gut beraten, so gut wie möglich vorbereitet zu sein. Es
macht also durchaus Sinn für mich, dass man in den Maschinenräumen
dieses mehrgleisige Technologiesystem gefahren hat.
Die
Maschinenräume machten etwa 25 Prozent der gesamten Schiffslänge
aus. Den Mittelteil Schiffes nahmen hauptsächlich die
Mannschaftsräume und die Geschwader ein. Die Startbuchten der
Geschwader waren alle auf der Schiffsoberseite. Bereiche der
Schiffswand auf dem Schiffsdeck öffneten sich und das Fluggerät
wurde hochgefahren und startete. Sie landeten direkt auf der
Schiffswand, wenn sie zurück kamen und [die Buchten] würden sich
(auf demselben Wege) wieder schließen. In etwa der unteren Hälfte
[des Mittelteils] waren die Mannschaftsquartiere und einige der
Lager- und Vorratsräume. Die Frontsektion war ausschließlich dem
Kommandopersonal, den Wissenschaftlern und Ingenieuren vorbehalten in
ihren jeweiligen als geheim eingestuften, kompartimentierten Arbeits-
und Forschungsbereichen. Was immer sie da an Scanning-Technologien
erforschten und zum Einsatz brachten und was sie damit aufspüren
wollten –, wir mussten davon nicht unbedingt wissen. Es sei denn,
es würde Teil unserer eigenen nachrichtendienstlichen
Einsatzbesprechung sein, die uns täglich nach dem
Need-to-Know-Prinzip [Kenntnis nur bei Bedarf] informierte, was wir
an einem Tag auf Patrouille zu suchen oder nicht zu suchen hätten.
Michael
Salla: Welche Größe hat die Nautilus und weißt Du, wo und von wem
sie gefertigt wurde?
Randy
Cramer: Ich würde sagen, dass sie locker eine halbe Meile lang war
[rund 800 Meter], vielleicht länger, möglicherweise eine
dreiviertel Meile lang [rund 1 km]. Das ist eine hübsche Länge, ein
großzügig bemessenes Schiff, dafür konzipiert, eine Menge Leute
und eine Menge Schiffe zu transportieren. Ein Schiff mit vielen
Fähigkeiten.
Michael
Salla: Und weißt Du auch, wer sie konstruierte, wo sie gefertigt
wurde? Wurde sie im Weltall oder auf der Erde gebaut?
Randy
Cramer: Nein, das ist mir nicht bekannt. In dieses Wissen waren wir
nicht eingeweiht. Als ich diese Frage stellte, wurde mir gesagt, dass
diese [Information] über meiner Gehaltsklasse läge. Ich fragte also
nie wieder danach.
Michael
Salla: Wer befehligte die Nautilus? Und könntest Du klarstellen, ob
es sich bei der „Nautilus-Klasse“, wie Du es einmal genannt hast,
um dieses Schiff handelte oder war das die Bezeichnung für die
Schiffsklasse?
Randy
Cramer: Das war der Name des Schiffs. Ich glaube, die richtige
Schiffsklassenbezeichnung war IG Highliner [IG: Inter Galactic]. IG
verweist also auf die intergalaktische Fähigkeit [Reichweite] im
Gegensatz zu IS-Schiffen, deren Aktivitäten auf [innergalaktische]
Sonnensysteme beschränkt sind (IS: Inter Solar). Alles größere ist
als 'IG' klassifiziert. Und diese Klasse wird als 'Highliner'
bezeichnet, wie auch immer sie auf diesen Namen gekommen waren [oder
für was er stehen soll...]
Es
ist im wesentlichen ein Trägerschiff, das eine Anzahl von kleineren
Schiffen mit sich führt, [z.B.] Bomber... und die Leute, welche
dieses Schiff fliegen. Da sind Forschungsteams, Wissenschaftler, die,
was immer sie da auch taten, mit ihrer interessanten Ausrüstung in
der Frontsektion des Schiffes hantierten. Wie gesagt, waren wir da
nicht eingeweiht, es sei denn, wenn wir davon Kenntnis haben mussten
auf der Need-to-Know-Basis unserer täglichen Einsatzbesprechungen.
Michael
Salla: Obwohl diese Schiffsklasse also für intergalaktische
Operationen ausgelegt war, hast Du Dich in diesen drei Jahren im
Wesentlichen im Sonnensystem aufgehalten?
Randy
Cramer: Korrekt. Wir waren diese ganze Zeit über auf
Sonnensystem-Patrouille. Es hing hauptsächlich von der Kommunikation
zwischen Kapitän und Hauptquartier ab, wo wir waren und was wir
gerade taten. Manchmal wurde uns gar nichts davon berichtet, [wo wir
gerade sind]. Da waren Bullaugen und Orte, an denen man einen guten
Blick aus dem Fenster haben konnte. Wenn wir einer Sache nah genug
kamen, [konnte man hören]: 'Oh, da ist Jupiter! Wir sind nahe dem
Jupiter!' So wussten wir dann, wo wir waren. Die Hälfte der Zeit
aber wussten wir nicht, wo wir waren, bis wir dann draußen waren.
Sobald wir draußen waren in unseren Schiffen, hatten wir unsere
eigene Scanning-Ausrüstung [an Bord], die einem sagte, wo man sich
gerade befindet, um in Krisensituationen nicht verloren zu gehen.
Aber solange wir an Bord [der Nautilus] waren, gab man uns über
unseren Aufenthalt nur dann Bescheid, wenn wir es wissen sollten.
Michael
Salla: Wie lange hielt die Energieversorgung dieser Kampf- und
Bomberschiffe vor, die Du geflogen hast? Wie lange konntest Du
unabhängig im Weltall operieren, bevor Du auf die Nautilus
zurückkehren musstest?
Randy
Cramer: Wir hatten Protokolle. In denen stand, dass wir uns nicht
länger als zwölf Stunden an einem Stück da draußen aufhalten
sollten. Nach welchen Parametern sie sich da auch immer richteten:
sie gingen wohl davon aus, dass die Umwelt- und Recyclingsysteme und
die Energieversorgung für diese Operationszeit sicher waren. Sie
gründeten ihr Urteil auch auf die Zeit, in der sie uns selbst da
draußen im Raum sicher herum fliegen lassen konnten. Da gibt es
nämlich einen interessanten und verwirrenden Faktor. Wie sich heraus
gestellt hat, ist „Space Madness“ eine sehr reale Krankheit, die
Menschen im Weltall befallen kann. Sie rührt daher, dass das Hirn in
deinem Körper eine psychologische Anhänglichkeit an [festen] Boden
hat. Und wenn man sich also an einem Ort befindet, an dem man sich zu
lange ohne Grund [unter den Füßen] aufhält, kann man durchdrehen.
Dein Hirn beginnt zu „schwimmen“, fängt an, Gedanken zu
produzieren, die nicht mehr normal sind. Man muss dann nur seine Füße
auf festen Grund stellen, und sei es auf einen Boden mit künstlicher
Schwerkraft bzw. in einem Schiff, dessen Boden an dir hält, damit
dein Kopf wieder seine Mitte finden kann. Man konnte also irre im
Raum werden. Sie wollten uns also da draußen haben mit einem
Zeitlimit von zwölf Stunden. Das Handbuch besagte aber, dass im
Rahmen von Notfallsituationen oder Langzeitmissionen das Schiff über
dreißig Tage lang operieren konnte.
Michael
Salla: Und wie groß waren diese Kampfschiffe, wie viel Mann
Besatzung hatten sie? Die gleiche Frage gilt auch für die Bomber
(Besatzung und Größe).
Randy
Cramer: Es gab drei Klassen von Jägern. Ihre Namen hatten sie von
Schlangen, warum auch immer. Es gab die Vipers, Kobras und
Klapperschlangen [engl. Viper, Cobra, Rattlesnake]. Die Vipers waren
einsitzige Maschinen [Einmannjäger]. Die Kobras hatten zwei Mann
Besatzung: ein Pilot und der andere für die Zielerfassungs- und
Waffensysteme. Die Klapperschlange hatte einen Schweif, eine
Schwanzstruktur, die sich wellenförmig auf und ab bewegte. Bei hohen
Geschwindigkeiten und großer Entfernung imitierte das Schiff ein
Wellenphänomen. Es ist eine Art Tarnung, die da zum Einsatz kommt.
Hier zählt die Besatzung zwischen einem und drei Personen, abhängig
davon, wie viele Personen man für welche Mission braucht. Ob man
also nur einen Piloten braucht, wenn eine Bombenlast ins Ziel
befördert werden muss; etwas einfaches also. Oder ob man etwas
komplizierteres vorhat, was einen Piloten und einen
Waffensystemoffizier erfordert; wenn es also schlimm werden kann.
Oder aber, wenn man einen Piloten, Waffensystemoffizier und einen
Mann für die Scanner benötigt. Die Klapperschlangen haben eine viel
schwieriger [zu bedienende] Scanning-Ausrüstung, die es erlaubt,
Schiffe zu sehen und aufzuspüren, die sich außerhalb unseres
normalen Raumes befinden und die sich „phasenverschoben“ bei
verschiedenen Geschwindigkeiten innerhalb von „Zeitblasen“
verbergen können. Die Physik hierbei ist wirklich abgedreht. Die
Scanning-Ausrüstung ist also hoch entwickelt und kann eine Menge
Arten von Bewegung detektieren.
Michael
Salla: Und die Bomber? Welche Besatzungen und Größen hatten die
Bomber?
Randy
Cramer: Damit bin ich am wenigsten vertraut. Lass mich sehen, an was
ich mich erinnern kann... Außerhalb der Schule flog ich nur einen
einzigen [Bomber]-Typ, Albatros genannt. Der Albatros ist ein
schwarzes Delta-förmiges, fast wie ein Bumerang geformtes Schiff,
das etwa 80 Fuß [rund 24 Meter] breit, von Vorne bis Hinten aber nur
16 Fuß [rund 5 Meter] lang ist. Also sehr schmal in der Mitte, wobei
man da eh nicht viel Raum benötigte. Alle Bombenlast befand sich
[nämlich] in den Flügeln, das Cockpit genau im Zentrum. Die
Antriebssysteme befanden sich in der unteren Hälfte des Schiffs.
Unter und etwas hinter dir [vom Piloten aus gesehen] befanden sich
mehrere „Lifter“, die wir 'EG Floaters' nannten [EG steht wohl
für electro-gravitic]. Und an den Seiten die „Pusher“, die
Schubdüsen, um dich nach vorne oder auch rückwärts zu fliegen.
Wenn
wir hier von einem „Bomber“ sprechen, ist damit gemeint, dass
eine Bombe jedes von Ballistikern und Ingenieuren entwickelte Ding
sein kann, das eine Energieform vom Punkt A nach B bringen kann, ob
als große Explosion oder [nicht explosive] Einwirkung, wenn es sich
um etwas in der Art eines EMPs [Elektromagnetischer Puls] oder um
einen anderen Strahlungseffekt handelt. Es soll der größte Effekt
mit der kleinstmöglichen Ladung erreicht werden. Oder man lädt so
viel wie möglich davon ein, weil man im Zweifelsfall sagt: 'Wirf
einen ganzen Haufen drauf!'. Je mehr Bomber man hat, desto mehr kann
man jemanden mit Flächenbombardements eindecken; sagen wir 1000
Bomben, 500 in diesem und 500 in jenem Geschwader. Jede dieser Bomben
hat eine Megatonnen-Sprengkraft zwischen einer und fünf Megatonnen,
ohne dabei nukleares Material zu verwenden. Alles in einer Bombe, die
nicht größer als ein Motorrad ist.
Michael
Salla: Kannst Du uns Deine praktische Arbeit und Deine
Missionseinsätze auf diesen verschiedenen Schiffstypen beschreiben?
Randy
Cramer: Ja, wie ich bereist sagte. Die meiste Zeit über waren wir
auf Patrouille. Entweder greift Dich jemand an oder Du verfolgst und
jagst jemanden. Und Du schreibst Berichte darüber. Das meiste, was
du tust, besteht darin, Augen und Ohren des Hauptschiffs zu sein. So
weit in den Raum hinein, wie es für die scannenden und abtastenden
„Finger“ als sicher erachtet wird, um heraus zu finden, was da
draußen vor sich geht. Und den Perimeter zu schützen, falls sich in
ihm irgend etwas anderes [als man selbst] befindet. Noch einmal: 99
Prozent meiner Aktivität bestand genau darin. Die alltägliche
Banalität des Patrouillierens, Verfolgens und Jagens. Angriff oder
Flucht.
Ein
oder zweimal war ich an Bombardierungsmissionen beteiligt, weil sie
einen Piloten brauchten. Meistens flog ich also in den kleineren
Schiffen als Jagdpilot. Und falls sie zusätzliche Piloten brauchten,
richteten sie sich an uns und sagten zu dir: 'Du bist den Bombern
zugeteilt. Auf geht’s, lasst uns etwas in die Luft sprengen.' Aber
ich kann mich nur an zwei Fälle erinnern, in denen ich als ein
aktiver Offizier außerhalb der Flugschule.einen Bomber geflogen
habe.
Michael
Salla: Gab es nach Deinem Kenntnisstand Interaktionen mit ET
Zivilisationen oder beschränkten sie sich nur aufs Abfangen und
Verfolgen mit unterschiedlichen Schiffstypen, so dass man gar nicht
mitbekam, wer sich darin [in den ET-Schiffen] befand?
Randy
Cramer: Das ist in der Tat eine gute Frage. Es gab da ein
diplomatisches Corps, das dem Schiff zugeteilt war. Zu diesen
[Leuten] hatten wir aber sehr wenig Kontakt, weil sie sich in der
Frontsektion des Schiffes aufhielten. Gelegentlich eskortierten wir
ein Diplomatenschiff an einen Ort, wo es sich mit einem anderen
Schiff traf, um in eine Form der Kommunikation oder des Dialogs zu
treten. Wir eskortierten es dann wieder zurück. Von Zeit zu Zeit war
das also eine ebenso reguläre Aktivität, für die wir morgens
aufstehen mussten.
Unser
Part bei dieser Arbeit brachte es aber mit sich, dass wir nicht viel
davon sahen. Wir sahen nicht, wie die Leute ihre Schiffen verließen,
um miteinander zu kommunizieren. Das, was wir sahen, waren Schiffe,
die sich sehr nahe kamen, häufig Seite an Seite, um miteinander zu
kommunizieren. Soviel kann ich aber erzählen: Bei diesen
Eskortmissionen kam es ein oder zweimal vor, dass ein Vertreter des
diplomatischen Corps an einem Raumkabel hängend von seinem Schiff
aus auf einen Vertreter [der anderen Seite] zukam, der sich ebenfalls
im verkabelten Außeneinsatz von seinem Schiff aus näherte. Und sie
näherten sich bis auf Blickweite, um sich da draußen im All
auszutauschen. So etwas passierte also ein paar mal. Sie trugen
jedoch dieselbe Art von abgeschirmten Raumanzügen wie wir und es war
nicht viel davon zu erkennen, was sich darunter verbarg. Aber was die
Größenvergleiche angeht, waren einige von denen an die neun oder
zehn Fuß [rund 3 Meter] lang. Offenkundig waren sie nicht von
unserer Größe. Sie waren weitaus größer. Wir konnten nicht sehen,
was darunter war...immerhin waren sie noch das, was man dem Raumanzug
mit Helm für humanoide Zweibeiner ansehen konnte.
Michael
Salla: Kannst Du uns erzählen, wer die Nautilus führte? Wer hatte
das Kommando? War es ein General oder Admiral? War sie also mehr in
der Tradition der Air Force oder der Navy geführt?
Randy
Cramer: Das ist eine gute Frage. Es war insofern eine Navy
Kommandostruktur, als der Kapitän ein 0-6
Captain [Gehaltsstufe eines Navy Capatins] im Gegensatz zu einem
0-3
Captain war, als der ich dem Geschwader als Marine zugehörte.
Die Kommandostruktur war also eher nach der Navy ausgerichtet, weil
der Kapitän wie ein 0-6 Captain war. Sein Name war Kirkland. Sein
voller Name: Captain Roger L. Kirkland.
Michael
Salla: Wie verhielt es sich mit höheren Funktionsträgern dieser
Art? Waren auch sie auf einen 20-jährigen Militärdienst beschränkt
oder war die Dienstzeit für höhere Funktionsträger mehr auf
unbestimmte Zeit angelegt?
Randy
Cramer: Ich hatte den Eindruck, dass es für die kommandierenden
Offiziere ein Posten auf Lebenszeit war. Sie machten ihre Arbeit,
bis sie dazu körperlich und geistig nicht mehr in der Lage
waren...Ich gewann zumindest diesen Eindruck. Die Menschen an Bord
waren sehr gut darin, ihren abgetrennten Wissensbereich separiert zu
halten. Wenn du also Dinge von Leuten wissen wolltest, die außerhalb
Deines Arbeitsbereichs tätig waren, gaben sie dir sehr deutlich,
aber freundlich zu verstehen, dass dies nicht dein Aufgabenbereich
wäre...und so würde man das hier nun einmal handhaben.
Wenn
zum Beispiel folgendes zur Sprache kam und einer sagte: 'Ihr seid
glücklich dran, Ihr werdet nach eurer Dienstzeit in ein paar Jahren
zurück sein.' [Und man fragte nach:] 'Und Sie, für wie lange sind
Sie hier [an Bord]?' Dann rollte [Dein Gegenüber] mit den Augen und
schenkte Dir diesen speziellen Blick: 'Ihr wisst doch, darüber kann
ich nicht reden. Wahrscheinlich bis ich sterbe.' Man bekam also
Bemerkungen in dieser Art, die Dir den Eindruck vermittelten, dass
[die höheren Funktionsträger] hier einen sehr viel längeren
Aufenthalt hatten.
Michael
Salla: Wie viele von diesen IG Highliner Schiffen gab es bzw.
gehörten zur EDF (Earth Defense Force)?
Randy
Cramer: Ich weiß es nicht. Ich habe maximal fünf auf einmal von
ihnen gesehen, als fünf von uns [IG Highliners] sich an einem Ort
zur selben Zeit versammelten. Ich habe aber keine Ahnung, was deren
Gesamtzahl ist. Das war außerhalb meines Zuständigkeitsbereichs und
niemand hätte mir das gesagt. Ab und zu hörte ich Namen [von
Schiffen]. Ich kenne [die Gesamtzahl] aber nicht.
Michael
Salla: [Eine Frage] zum allgemeinen Verständnis darüber, wer diese
parallele Kommandostruktur im All („Space Command“) führte:
hattest Du die Gelegenheit, mit anderen Offizieren darüber zu
sprechen, wer die Verantwortung tragenden Topleute dieser parallelen
staatlich-militärischen Konstruktion waren? Gab es da einen
Präsidenten, einen Koordinator?
Randy
Cramer: Das ist eine sehr gute Frage. Wir wussten sehr gut über das
Bescheid, was über unsere nachrichtendienstlichen
Einsatzbesprechungen hereinkam. Kommandoeinsatzbesprechungen durch
unseren Geschwaderkommandanten [„Commando Briefings“] waren
weitgehend auf technische Informationen beschränkt, auf technische
Updates über unsere Schiffe oder Flugprotokolle. Alles also, was
einen spezifischen Zusammenhang mit dem Geschwader und unserer Arbeit
als Piloten hatte. Sein Job als Commander war wirklich nur auf diese
Geschichten begrenzt. Es drehte sich also alles um die Kenntnisse und
Informationen, die wir von unseren Nachrichtendienstoffizieren
erhielten. Sie waren sehr genau dabei, wenn es darum ging, uns wissen
zu lassen, was sie uns wissen lassen wollten. Und nicht wissen zu
lassen, was sie nicht wollten, dass wir es wissen. Gefühlt war es
auf dieser Bühne aber etwas anderes als auf dem Boden in der MDF
(Mars Defense Force) stationiert zu sein, in der es viel
„gedeckelter“ zuging. Auf der Nautilus ging es etwas lockerer zu.
Die Leute waren nicht so steif und reizbar. Manchmal konnte man also
die ein oder andere Information mehr bekommen [im Sinne von]: 'Wir
wollen nicht, dass Du Dir hier Stress und Sorgen machst. Ich gebe Dir
also lieber eine Antwort, dass Du Dir Deinen Kopf nicht mehr
zerbrechen musst.' In einigen Fällen also fühlten sie sich
veranlasst, Dir eine Antwort zu geben, wenn sie konnten. Aber bei
bestimmten Dingen war es klar: sie hatten ihre Instruktionen, dass
dies nicht in unseren Need-to-Know-Bereich gehörte und dass man das
auch wissen sollte. Wir kamen also an diese Informationen nicht ran.
Häufig hörte man die Leute reden von „hohen Tieren“ oder vom
„Komitee“, welches es „so wollte“. Oder sie sagten auch: 'Die
Politiker zu Hause wollen es so...' Die Leute bezogen sich dabei also
auf diese sehr allgemeinen und unspezifisch gehaltenen Ausdrücke.
Ich kann mich an kein einziges Mal erinnern, bei dem es hieß 'Der
Präsident hat gesagt...der Präsident will es so...' oder 'Der
Kongress sagte...der Kongress will es so...' oder 'Die UN sagte...die
UN will es so...'. Es waren stets eher vage Bezeichnungen und Namen.
Ich kann tatsächlich keine Auskunft über den [Bereich] geben, der
über meine Kommandostruktur hinaus reichte. Es gab nur ein einziges
Mal, als ich vor Kapitän Kirkland zitiert wurde. Ich musste vor dem
alten Herren sitzen und es war nicht angenehm und kein Spaß. Er
bestrafte mich ganz schon [hart] für eine Sache, über die ich nicht
reden möchte. Er war kein schlechter Mensch. Ich hatte etwas getan,
das bestraft zu werden verdient. Er ging jedoch viel zu weit, als er
entschied, was meine Strafe sein sollte. Ich sage aber nicht, dass
die Strafe gänzlich unverdient war, dass ich etwas tat, für das ich
keine Rechenschaft abzulegen brauchte. Von allen anderen Begegnungen
mit ihm und was ich über ihn wusste, kann ich nur sagen, dass er ein
anständiger und guter Kerl war. Ich konnte ihn sonst gut leiden und
hielt ihn für einen ordentlichen Kapitän. Ich kann aber keine
einzige positive Information erinnern, die sich auf den
Kommandobereich über ihn bezieht. Außer, wenn er eine mürrische
Grimasse schnitt und von den 'gottverdammten hohen Tieren da oben'
sprach. Das war seine Bezeichnung für die Leute [über ihm]: 'Die
gottverdammten hohen Tiere da oben'.
Michael
Salla: Kannst Du uns beschreiben, was [für Dich] während der
gesamten 20 Jahre Deiner Dienstzeit in der EDF und MDF auf der Erde
passiert ist? Gab es da Zeitungen, irgendwelche digitalen
Kommunikationsmedien? Hattet ihr Computer, bei denen man sich
einloggen und herausfinden konnte, was [auf der Erde] vor sich ging?
Randy
Cramer: Nein. Tatsächlich waren alle Information über die Vorgänge
auf der Erde (Zeitungen, [Kommunikations]-Medien...) strengstens
verboten. Jeder Besitz [solcher Kommunikationsmittel] und jede
Kenntnis darüber, oder das Reden über diese Dinge, konnte strengste
Bestrafungen nach sich ziehen...Im Wesentlichen gab man uns sehr
deutlich zu verstehen: 'Seht mal her. Wenn ihr darüber nachdenkt,
was zu Hause vor sich geht, denkt ihr nicht über eure Arbeit hier
[an Bord] nach. Wir brauchen euch hier in eurem Job. Zu hundert
Prozent im Hier und Jetzt. Und der einzige Grund, an zu Hause zu
denken, sind eure freudigen Erinnerung daran. Und dass ihr dorthin
zurück kehren werdet.' Sie waren da sehr bestimmt. Das war es, woran
wir nach ihrem Willen denken sollten: An unsere schönen Erinnerungen
und dass wir wegen ihnen zurück kehren wollten. Keine Zeitungen,
Kommunikationsmedien oder Fernsehübertragungen. Tatsächlich aber
waren unsere Schiffe in der Lage, die Radio- (UKW) und
Fernsehübertragungen zu empfangen, die von der Erde kamen. Sie waren
hochentwickelt und empfindlich genug, dass man sich dort einwählen
konnte. Aber das war uns verboten. Zwar durften wir Frequenzen
scannen und dort rein horchen, aber wir durften uns nicht dabei
aufhalten, eine [irdische] Radio- oder Fernsehfrequenz anzuwählen.
Wäre man dabei erwischt worden, hätte man große Schwierigkeiten
bekommen.
Michael
Salla: Ich verstehe. Wir sind nun also am Ende Deiner 20-jährigen
Dienstzeit. Und Du hast rund drei Jahre für die Earth Defense Force
(EDF) in einem Raumgeschwader gedient. Was ist nun gegen Ende dieser
Zeit geschehen? Du stehst kurz vor Abschluss Deiner 20 Jahre
Dienstzeit. Gab es da ein spezielle Zeremonie? Was ist da geschehen?
Welche Ereignisse haben Dich zurück zur Erde gebracht?
Randy
Cramer: Als [unsere Dienstzeit] endete, war das ein nicht sonderlich
feierlicher Tag auf der Nautilus. Es hieß nur: 'Sie, Sie und
Sie...ihr werdet nach Hause gehen. Ihr seid hier durch.' – 'Oh,
wirklich? O.K. großartig, Ich hab's geschafft.' Und jeder, der es
geschafft hat, wurde in ein Shuttle gesetzt und zum Lunar Operations
Command zurück gebracht für eine Einsatznachbesprechung. Man musste
dann eine medizinische Einrichtung besuchen, um den
Verjüngungsprozess [„Age Reversing“]zu durchlaufen usw. Davor
aber war man im Lunar Operations Command zu einer Nachbesprechung,
[die sich etwa so anhörte]: 'Hier haben wir also, was Sie über ihre
letzten 20 Jahre Arbeit wissen. Und hier haben wir das, was Sie nicht
darüber wissen. Wir werden also ein paar Lücken für Sie schließen.
Es wird wohl nicht von Bedeutung sein, weil Sie keine Erinnerungen
daran haben werden. Nach ein paar Wochen nämlich werden wir aus
Gründen der nationalen Sicherheit alle Erinnerungen unterdrücken.
Sie werden also davon wahrscheinlich nichts im Gedächtnis behalten.
Keine Sorge, wir werden uns um alles kümmern.' Bla, bla, bla... Es
waren immer wieder diese Versicherungen, die sich als nicht
zutreffend herausstellten. So viele von diesen Versicherungen gab es,
in der Art von 'Keine Sorge, Dir wird’s gut ergehen'! Nach der
Einsatznachbesprechung wurden wir in einen Bereich gebracht, in dem
sich unsere zwischenzeitlichen Unterkünfte befanden. Die waren sehr
viel hübscher, als die zeitweisen Unterkünfte bei unserer ersten
Ankunft. Es handelte sich um Offiziersquartiere. Man sagte uns, wir
sollten uns dort frisch machen, rasieren und waschen und unsere
Paradeuniform anziehen. Es würde eine große Zeremonie geben, ein
Bankett mit einer Menge Leute. Würdenträger wären anwesend, Leute
von der Erde. Ein spezieller Gastredner würde da sein, bla, bla,
bla....
Wir
gingen also zum Bankett der Abschlusszeremonie. Abgehalten wurde es
in einem Bereich, der eine ganz schön große Fläche einnahm. Eine
komplette Seite öffnete den Blick durch dieses hoch aufragende dicke
Glas auf die Mondoberfläche und das Weltall. Das war ein ganz schön
[beeindruckender] Ausblick. Ansonsten war es eine ganz typische
Raumanordnung für ein Bankett, überall die runden Tischen und ein
Podium. Eine typische Bankettzeremonie eben. Für jeden gab es
zugewiesene Plätze, auf denen man sitzen sollte. Wir hatten gutes
Essen. Leckeres Essen.
Dann
kamen Leute herein, die ein paar nette Worte an uns richteten: 'Danke
für ihren Einsatz...' Lange, poetische [Reden]...Ich will die
geäußerten Worte nicht schlecht reden, aber in einigen Fällen,
unter den Umständen dieser Glanz-und-Gloria-Zeremonien, schlugen
sich die Leute eher gegenseitig auf den Rücken und gratulierten sich
dafür, was sie selbst getan haben. Und sie versuchten, dir den
Schmerz klein [zu reden], nach allem Horror und Schrecken, dem man
ausgesetzt war und durchlebte, damit man [mit ihnen] einstimmte:
'[sarkastisch] Oh, das war es alles wert. Es ist in Ordnung so.'
Ich
muss hier mal einfach sagen: wir alle waren froh darüber, dass es
endlich vorbei war. Die Tatsache, dass wir es in Ordnung fanden und
uns das Schulterklopfen gefallen ließen, war der Tatsache
geschuldet, dass nun alles vorbei und zu Ende war! Unabhängig davon,
ob wir uns im Angesicht unseres zurückgelegten Pflichtprgramms stolz
und gut oder komplett derangiert und traumatisiert fühlten. [Für
uns war nun gewiss]: 'Wir sind durch. Wir haben es geschafft.' Es war
ein Moment der Hochs und Tiefs. Jeder war sehr ausgelassen, es wurde
viel gelacht. Viel Schulterklopfen, viele laute Gespräche, die
überschwängliche Freude darüber, dass es vorbei war. Es war also
eine hochtragende Energie im Raum. Sie wollten in der Tat, dass du
Dich gut fühlst bei deinem Abschied...
Ich
kann mich nicht gut an die ersten beiden Redner erinnern. Es war
niemand, den ich kannte, aber offenkundig Leute, die zu der neuen
Schattenhierarchie gehörten und dort für wichtig gehalten wurden:
ein älterer Herr und eine ältere Dame. Und wenn ich sage 'älter',
meine ich damit ein Alter zwischen 55 und 65, ausgehend von ihrem
physischen Erscheinungsbild: Haut, Haar, usw.
Und
dann trat die letzte Person auf und gab uns diese große Abschieds-
und Dankesrede. Es war Donald Rumsfeld. Ich war darüber ein wenig
überrascht. Auf welcher Handlungsebene er auch immer steht, er weiß
irgendetwas und hat auf irgendeiner Ebene etwas damit zu tun. Denn es
war er [höchstpersönlich], der uns allen einen Klaps auf die
Schulter gab, uns ein Dankeschön für die gute Arbeit aussprach und
sich dann verabschiedete.
Michael
Cramer: Das ist sehr interessant, da diese Zeremonie angeblich um
2007 stattfand (ausgehend vom Jahre 1987 und der 20-jährigen
Chronologie). Ich bin mir nicht sicher ob Donald Rumsfeld damals
Verteidigungsminister war oder ob er gerade von seinem Amt
zurückgetreten war. Hier wird es also sehr interessant.
[Am
8. November 2006 verkündete Präsident Bush den Rücktritt von
Rumsfeld als Verteidigungsminister. Der Senat bestätigte die
Nominierung seines Nachfolgers Robert Gates am 6. Dezember 2006; Anm.
M.A.]
Randy
Cramer: Beide Möglichkeiten würden erklären, warum er vor Ort war.
Er könnte da gewesen sein, weil er Verteidigungsminister war. Und er
könnte auch gewesen sein, weil er zurückgetreten war und einen Job
in der Geheimdienstbranche bekam. Auf alle Fälle war er anwesend,
weil er eine Führungsperson war. Er wäre nicht dort gewesen, wenn
das nicht der Fall gewesen wäre.
Michael
Salla: Dir ist bekannt, dass nach dieser Zeremonie Deine Erinnerungen
gelöscht wurden. Gibt es da irgend etwas Bedeutsames in Deiner
20-jährigen Dienstzeit, von dem Du zu diesem Zeitpunkt gesagt
hättest: 'Ja, daran würde ich mich wirklich gern zurück erinnern
wollen.'?
Randy
Cramer: Ja. Eine Sache. Im dritten Jahr meiner MDF-Zeit kam eine neue
Rekrutin an als Mitglied unserer Abteilung. Ich hasste Sie auf den
ersten Blick, aber innerhalb eines Jahres waren wir bis über beide
Ohren ineinander verliebt. Wir missachteten die Vorschriften und
heirateten. Meine Frau war unglaublich, eine einzigartige Person. Mir
fehlen die Worte zu beschreiben, welche Bande man zu einer Person
aufbaut, die Seite an Seite mit dir in jeden Kampf und jede Schlacht
zieht und für Dich zu töten und zu sterben bereit ist; und die dir
das tagtäglich durch ihre Taten zu verstehen gibt. Wir waren uns
wirklich sehr nah und liebten uns sehr. Sie zu verlieren, war der
schlimmste Tag in meinem Leben... Wir waren 10 Jahre lang verheiratet
und kannten uns insgesamt zwölfeinhalb Jahre. Dann war sie tot. Sie
fing sich ein Projektil in den Hinterkopf ein und starb in meinen
Armen. So traurig und bestürzt mich das machte, ich wollte sie
niemals vergessen. Diese eine Sache vergessen zu müssen, das hat an
mir genagt. Ich hatte dieses Erinnerungsengramm fest in meinem Geist
verankert, weil ich so viel daran dachte. Bei allen Dingen, die ich
vergessen sollte, bei denen ich einverstanden war, zu vergessen, nahm
ich mir vor: An sie will ich meine Erinnerung niemals verlieren. Und
wie es die Gesetze der Physik so haben wollen, wurde es unter all
meinen aufkommenden Flashback-Erinnerungen, von denen eine ganze
Menge in mir hochschossen, gerade dieser Faden, der mich in jene
geschützte und verbotene Zone meiner Erinnerungen leitete: meine
Erinnerung an sie. Die Fähigkeit, mich an sie zu erinnern, bedeutet
für mich die erste wirklich greifbare Erinnerung. Ich musste mich da
wieder heraus zu ziehen, nachdem ich die Trauer noch einmal
durchlebte und sie noch einmal verlor. Das war gut so, denn ich hatte
ja nie die Gelegenheit, das zu tun. Ich hatte niemals die Gelegenheit
bekommen, um sie zu trauern. Ich befand mich in einer Kriegszone und
sie starb. Und so betroffen und gebrochen ich darüber auch war,
musste ich doch am nächsten Tag wieder kämpfen und konnte nicht
einfach damit aufhören. Indem ich später vollkommen abgeschirmt war
von dieser Erfahrung am Boden und zu den Piloten wechselte,
abgeschirmt auch von der zweitschlimmsten Erfahrung meines Lebens,
als ich meine komplette Abteilung verlor, legte sich ein sehr starker
Puffer vor meine Fähigkeit, um sie zu trauern. Es war also eine sehr
notwendige Sache, dies zu tun. Ich bin froh, dass ich die Gelegenheit
bekam, es nachzuholen. Aber es war die meiste Zeit über hart und
mühsam.
Ich
wollte sie nie und nimmer vergessen...und es stellte sich heraus,
dass ich es auch nicht tat. Unter allen Dingen, die jemals Teil
meiner Erfahrungen wurden, würde ich niemals die Tatsache
ungeschehen machen wollen, meine Frau gekannt zu haben. Niemals.
Michael
Salla: Danke, dass Du das mit uns teilst. Mit dieser Geschichte
wollen wir diesen Teil des Interviews zu einem Ende bringen. Wir
werden zurück sein mit abschließenden Erklärungen darüber, was
bei der Wiedererlangung Deiner Erinnerungen geschah, nachdem Du im
Gefolge eines Verjüngungsprozesses [age regression] und der
Auslöschung Deiner Erinnerungen wieder auf die Erde zurück gebracht
wurdest.
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